Zoom on Fashion
HELMUT FRICKE I MODEFOTOGRAF
30.09.2022 – 28.02.2023

Abseits der Laufstege und doch mittendrin.
Wir freuen uns ganz besonders den berühmten Frankfurter Modefotograf Helmut Fricke und seine Werke exklusiv nach Österreich zu bringen und die Ausstellung „Zoom on Fashion“ im Zuge einer Vernissage im REYER Studio mit Ihnen zu eröffnen. Entdecken Sie spannende Backstage Schnappschüsse und Modegeschichte, die durch private Erzählungen des Fotografen vor Ort an Persönlichkeit gewinnt.
Er ist DER Mann, der bereits die ganz Großen vor der Linse hatte: Karl Lagerfeld, John Galliano, Kate Moss, uvm., um nur einige zu nennen, der Frankfurter Fotograf und Bildjournalist Helmut Fricke. Seit den 90er Jahren ist er bei den wichtigsten Modeschauen der Welt anzutreffen. Im Exklusivinterview gibt er spannende Einblicke in sein Leben und verrät uns wie er in der glitzernden Fashion-Welt den Bezug zur Realität wahrte und geerdet blieb. Im Zuge der Ausstellung „Zoom on Fashion“ kann eine kuratierte Auswahl seiner atemberaubenden Werke, die auch aufregende Backstage-Catwalk-Aufnahmen zeigen, in unserem REYER-Studio besucht werden.
I VERNISSAGE I
30.09.2022 10 – 18 Uhr
01.10.2022 10 – 16 Uhr
Herr Fricke ist an beiden Eventtagen vor Ort, die ausgestellten Bilder stehen zum Verkauf
Erzählen Sie doch kurz von sich und Ihrem Werdegang.
Ich wurde am 3. Juni 1954 zwischen Hessen und Niedersachsen in Deutschland geboren.
Nach Schule und Pädagogikstudium ohne Abschluss in Frankfurt, verschlug es mich für zwei Jahre nach Berlin um die Auslandsredaktion von „Die Tageszeitung“ mitzubegründen. Schon zu dieser Zeit begeisterte ich mich sehr für die Fotografie und entschied mich, eine Assistenzstelle bei der Fotografin Digne Meller-Marcovicz in ihrem Atelier für Werbefotografie anzunehmen. Danach zog es mich wieder zurück nach Frankfurt; dort arbeitete ich als freiberuflicher Bildjournalist für in- und ausländische Magazine und Tageszeitungen. In dieser Zeit entwickelte ich auch ein Interesse für die Modefotografie; ich arbeitete für verschiedene DesignerInnen und produzierte für unterschiedlichste Kampagnen. Anschließend fotografierte ich für die Nachrichtenagenturen „AP“ und „Reuters“ als Nachrichtenfotograf. 1990 arbeitete ich als freier Mitarbeiter bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und seit 1992 war ich bis zu meiner Pensionierung Redaktionsfotograf der „F.A.Z.“. Heute bin ich weiterhin als freier Fotograf tätig und arbeite in meinem Studio in Oberursel.
Was begeistert Sie an der Fotografie?
Fotografie ist für mich mit Sicherheit ein entscheidender Bestandteil meines Lebens, ein Notiz- und Tagebuch, um Eindrücke und Erlebnisse festzuhalten. Ich gehe eigentlich nicht ohne Kamera aus
dem Haus und ein Smartphone ist da keine Alternative. Nur selten benutze ich es, um etwas zu fotografieren.
Wir sind alle ein Teil
des Zufalls „Leben“.
– Helmut Fricke
Was macht ein „gutes“ bzw. „starkes“ Foto aus?
Mit meiner Fotografie möchte ich eine Geschichte erzählen. Dazu muss ich Menschen beobachten, ihre zwischenmenschliche Interaktion erfassen und den Ort und seine Besonderheiten in Bezug setzen.

Paul-Poiret (2018)
Wie wählen Sie Ihre Motive aus? Gibt es spezielle Bereiche,
die Sie fotografieren?
Spezialisiert habe ich mich nicht. Die Mode war ein Ausgleich neben den nicht immer erfreulichen Ereignissen. Als Bildjournalist war ich oft in Krisengebieten, z.B.: in Mogadischu, Irak und habe unter den Twin-Towers in New York am 11. September 2001 gestanden. Einige
Male kam ich aus einem solchen Krisen-Gebiet und flog direkt zu einer Modenschau.
Dies war häufig ein ziemlicher Spagat, manchmal habe ich dagestanden und den Kopf
geschüttelt. Aber es geht dabei darum, alles in ein rechtes Licht zu setzen. Alles ist Teil unseres Lebens, alles läuft nebeneinander her, jedes hat seine einzigartige und wichtige Bedeutung. Das macht das Leben aus und alles hat einen Stellenwert. Ich habe Ehrfurcht vor dem Leben, aber nicht vor Personen. Ich knicke nicht ein, weil ich jemanden sehe, der einen bekannten Namen trägt, wir sind alle ein Teil des Zufalls „Leben“.
Es gibt heute mehr Glamouröses und viele nehmen sich wichtiger als sie sind, vieles ist im Grunde banal, die Schere geht immer weiter auseinander. Illusionen werde gefördert, ein Model verdient heute kaum noch etwas bei ihrem Auftritt auf dem Laufsteg – nur noch wenige verdienen heute etwas an der Mode.
Mode ist ein kreativer Moment,
ein Spiel mit sich, mit seinem Äußeren.
– Helmut Fricke

Wie haben Sie es geschafft, die ganz Großen der Modewelt abzulichten?
Die großen Modeschöpfer werden immer seltener, es sind nur noch die Namen von Produkt-Linien, die sich unter ein paar wenigen Dächern befinden. Die Kleidung uniformiert sich, wir können nicht mehr von Demokratisierung der Modebranche sprechen. Yves Saint Laurent hat mich unter den Designern am meisten beeindruckt. Er hatte etwas Schüchternes, Unsicheres. Ich habe ihn einmal mit Gipsarm in seinem Showroom erlebt, zurückhaltend, etwas unsicher, aber mit einer immensen menschlichen Größe. Mich hat er immer sehr beeindruckt, mehr als Karl Lagerfeld, Valentino oder Giorgio Armani, die nichts dem Zufall überlassen wollten. John Galliano war genial aber einfach laut. Alexander McQueen und Jil Sander waren/sind gebrochene Menschen und in ihrer Genialität überfordert. Für mich wurde es immer interessant, wenn andere Fotografen aufhörten zu fotografieren. Mich faszinierten nicht nur die Close-Ups der Models, sondern eben immer auch das ganze Drumherum.
Welche Bedeutung spielt Mode aus Ihrer Sicht und welchen Einfluss spielt
Sie bei Ihrer Kreativität?
Öffentliches Auftreten und Verhalten begründet und pflegt die eigene Identität. Durch
Kleidung definieren wir Zugehörigkeit und Zustand, wir visualisieren unseren Wert und unsere Werte. Aufmerksamkeit für uns und andere zeigen wir nicht nur über unser Benehmen, sondern auch über unsere Bekleidung. Angemessen angezogen zu sein, ist nicht nur eine Floskel, sondern der Respekt vor anderen Menschen und für die Orte, die wir aufsuchen. Angemessener Stil ist eine Frage der Identität und die Qualität der Kleidung ist die Wertschätzung der Arbeit. Ich möchte, dass meine Arbeit auch wertgeschätzt wird, aber vielleicht ist heute alles verfügbar und das macht sich inzwischen in der Einheitskleidung bemerkbar. Die Ehrfurcht und Freude an der Kleidung war früher schichtunabhängig, sonst wären nicht so viele regionale Unterschiede und Besonderheiten entstanden. Mode ist ein kreativer Moment, ein Spiel mit sich, mit seinem Äußeren. Ich habe immerviel Wert darauf gelegt, auch wenn ich nicht viel Geld besessen habe. Weniger, aber in guter Qualität, ist mehr. Zu meinem 60. Geburtstag gab es eine Personalie in der F.A.Z., in der ich als „der Fotograf mit dem Einstecktuch“ bezeichnet wurde (lacht).
Interview, September 2022

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